Mit dem Mountainbike durch die Alpen - in atemberaubender Natur und Einsamkeit
Alpenüberquerungen sind seit vielen Jahren im Trend, als sportliche Herausforderung und gleichzeitig als Auszeit in der Natur. Die steinernen Riesen mitten in Europa können auf die verschiedensten Arten überquert werden: zu Fuß, mit dem Gleitschirm, mit dem Rad. Jede einzelne Art hat ihren speziellen Reiz.
Nina Dudek hat sich für das Mountainbike entschieden. Auf möglichst vielen abgelegenen Trails überquerte die erfahrene Bikerin die Alpen von Mayrhofen nach Bassano del Grappa.
Warum die Transalp mit dem MTB für sie genau richtig war und vor welchen Herausforderungen sie unterwegs stand, erklärt Nina uns im Interview. Und sie verrät uns ihre Geheimroute: sehr anspruchsvoll, aber dafür abseits vom Trubel und mit einem mystischen Hauch an Historie...
Schneefelder und Flow über Almwiesen, knackige Uphills und Ausblicke bis zum Gletscher. Vergessene Täler und geschichtsträchtige Gipfel.
Warum die Leidenschaft Mountainbike?
Weil es die perfekte Kombination aus meinen liebsten Sportarten Berggehen und Radfahren ist und das „Best of“ von beidem verbindet: Ich hasse bergab gehen, aber ich liebe bergab fahren.
Deswegen Mountainbike. Und ich finde, beim Bergaufgehen kriegt man immer viel von der Landschaft um einen herum mit, weil man einfach langsamer unterwegs. Das ist man beim Mountainbiken ja auch, zumindest ab einer gewissen Steigung. Aber man ist halt doch im Gesamten durch die Abfahrten schneller, sodass man im Vergleich zum Wandern viel mehr Strecke machen kann. Diese Alpenüberquerung wäre zu Fuß in einer Woche niemals möglich gewesen, mit dem Rad aber schon. Die Kombi aus meditativem Bergauffahren und dem Adrenalinkick beim Runterfahren: besser geht’s nicht!
Wie hast du die Idee zu deiner Route bekommen und wie hast du geplant?
Alpine und hochalpine SupertourUnterwegs am Pfunderer Höhenweg. Ein einzigartiger Weg durch fast unberührte, wilde Natur mit Bilderbuchpanorama, ...
Herzlich willkommen auf diesem Stützpunkt! Hier haben wir alle wichtigen Informationen für den Besuch bei uns zusammengestellt. Jeder Reiter hält ...
Und warum genau diese Routenführung, was gibt es entlang der Strecke zu sehen?
Ich wollte unbedingt den geschichtsträchtigen Monte Grappa mitnehmen. Daher wurden manche Etappen so gewählt, wie sie eben gewählt wurden.
Im ersten Weltkrieg verlief ja in den Alpen die Frontlinie. Es gibt sehr viele Orte, wo man davon noch Spuren sieht. Der Monte Piana bei den Drei Zinnen ist so ein Ort. So auch der Monte Grappa. Der letzte Wächter, bevor es in die venezianische Ebene geht. Dort oben ist sogar eine Gedenkstätte. Ich finde das einfach sehr interessant und selbst wenn ich jetzt darüber rede, bekomme ich Gänsehaut. So unfassbar, in welchen Regionen damals Krieg geführt wurde und wie die Soldaten ums Überleben gekämpft haben. Auch auf der Averau-Hütte gibt es noch Bilder von den Seilbahnen und Mulipfaden. Und heute fährt man an den gleichen Stellen Downhill. So bizarr und befremdlich.
Heute kämpfen wir uns mit bis zu 18 % Steigung zum Pfundererjoch hinauf, dafür sind wir auf dieser Etappe so gut wie alleine. Belohnt werden wir ...
Welche war für dich die schönste Etappe und warum?
Das war auf jeden Fall die zweite Etappe über das Pfundererjoch. Es ist zwar wirklich eine Schinderei da hoch – super steil, schottrig ausgewaschen und man denkt sich nur „warum mache ich das freiwillig?!“.
Aber wenn man diesen ersten Ziehweg hinter sich gebracht hat und die letzten Höhenmeter schieben muss, stört das gar nicht mehr, weil es einfach so eine gigantische Bergwelt und Einsamkeit da oben ist.
Man kommt über den Sattel, der Wind pfeift, die Sonne ist unglaublich klar und dann siehst du die Schneefelder, durch die du gleich runterfahren wirst. Einfach Abenteuer.
Zufällig sind wir aber genau da einer Gruppe begegnet, die auch eine Alpenüberquerung machte, allerdings auf einem anderen Weg. Es war saulustig, gerade dort jemanden zu treffen. Das können echt nur Freaks sein, Leute, die wirklich Lust aufs Quälen haben, aber die Einsamkeit schätzen.
Und der Downhill dann: totaler Flow durch blühende Almwiesen, gepaart mit Schotterspitzkehren, technischen Passagen mit Stufen und dann eine unfassbar lange Abfahrt in das Tal von Bruneck runter. Nach der Plagerei hinauf ein verdientes Etappenfinale.
Gab es Situationen, in denen du ganz schön gefordert oder sogar überfordert warst? 6 Tage im Sattel ist eine Menge. Hast du Tipps?
Tatsächlich haben mich sehr viele Uphills gefordert. Aber was mich am meisten überfordert hat, war am letzten Tag der Gedanke „Jetzt ist es zu Ende“. Ich wäre am liebsten zurückgefahren. Den ganzen Tag im Sattel sein, diese herrliche Müdigkeit abends und dieser Steinschlaf, den man immer hat. Und dann ist es plötzlich zu Ende und du weißt, übermorgen sitze ich wieder im Büro.
Und ja, 6 Tage im Sattel in dem Terrain ist viel. Wir haben aber gut vor- und nachgesorgt. Ich kann nur sagen: Kräfte einteilen! Tempo runter, so hat man auch noch länger Spaß daran. Und wir sind auch immer sehr früh los, damit wir Zeitpuffer hatten. Mentale Entspannung ist wichtig, denn falls was dazwischenkommt, sollte man immer Luft im Zeitplan haben.
Wenn man in Hotels unterkommt, ist mein Tipp: Suche eins mit Sauna, das entspannt die Muskeln auch nochmal! Und in der Früh richtig dick Popocreme auftragen. Wenn man so lange im Sattel sitzt, dankt der es dir.
Wie lernt man Downhill fahren? Und welches Bike hattest du für deinen Trip?
Mein erster Downhill war am Reschen. Mein Freund hat mich auf das Bike gesetzt, mir Protektoren ausgeliehen, ich bin ein Stück gefahren und hab gleich erstmal einen Stein geküsst. Das war vielleicht nicht die elegante Art, in die Sportart zu starten. Das „Trial-and-Error“-Prinzip empfehle ich nicht. Aber ich war angefixt.
Das A und O ist ein gutes Körpergefühl und Gleichgewicht. Das kann man gut in Technikkursen lernen, die an vielen Orten immer wieder angeboten werden. Und wenn es geht, Schlüsselstellen auch mal öfter fahren, das nimmt die Angst. Sich Zeit nehmen und einfach mal ausprobieren. Übung macht in meinem Fall die Meisterin! Und natürlich nie ohne Protektoren fahren, die haben mir schon regelmäßig den Hintern und andere Körperteile gerettet.
Mein Fahrrad heißt Nero, hat eine 2x10-Schaltung und ist ein Fully. Es ist ein Giant Trance Oldtimer, aber etwas getuned mit Shimano XT-Bremsen mit vier Bremskolben. So gelingt sensibleres Dosieren. Und natürlich hat es eine versenkbare Sattelstütze: Die ist bei den Trails obligatorisch.
Wanderer und Radfahrer – Wie geht sich das aus?
Die wirklichen Trails waren Wanderwege (Achtung: In Südtirol ist das OK, wenn es keine Verbotsschilder gibt!). Die Abfahrt vom Pfitscherjoch ist sehr technisch. Da waren auch kaum Leute unterwegs, die wandern. Es war generell wenig los und viele Downhills sind so breit, dass man Wanderern super ausweichen kann. Die Leute, denen wir begegnet sind, waren super freundlich und haben uns zum Teil angelacht und uns gefragt, wo wir denn jetzt herkommen. Es ist wie überall in den Alpen: Die gegenseitige Rücksichtnahme und der Respekt sind das A und O. Als Biker sollte man immer Zurückstecken und anhalten, Grüßen, vorbeilassen und nicht rasen, wo man schlecht einsieht.
Kleiner Spoiler für den Herbst
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